Jan Kapr

*  12. März 1914

†  29. April 1988

von Jindra Bártová und Jirí Fukac

Essay

In seiner ersten Schaffensperiode erschien Kapr der Kompositionsprozess als Weg zur Entwicklung seiner natürlichen Musikalität; er empfand zunächst nicht das Bedürfnis, das tradierte musikalische Denken zu verändern oder zu bereichern. Die Auffassung des Kunstwerks als Ausdruck bürgerlicher Stellungnahme teilte Kapr theoretisch wie praktisch: 1942 bekannte er, dass seine Stücke „durch ihren Gedankeninhalt wirken wollen“, und zwei Jahre zuvor hatte er als Protest gegen die deutsche Okkupation der damaligen Tschechoslowakei die Kantate Píseň rodné zemi [Lied des Vaterlands] für Chor und Orchester (Josef Hora, 1940) komponiert. Die Tendenz, durch Musik an die Nation zu appellieren, setzte sich auch in den Nachkriegsjahren fort: Kapr war bestrebt, mit der Zeit und ihren Ansichten übereinzustimmen und wurde zu einem der führenden Exponenten der Ästhetik des sozialistischen Realismus in der tschechischen Musik. Fast ausschließlich widmete er sich damals den bevorzugten Vokalgenres – Massenliedern und Kantaten (zum Thema Wiederaufbau). Kapr hat über 60 Massenlieder komponiert und damit alle anderen tschechischen Komponisten übertroffen. Mit der Komposition von Kantaten befasste er sich insbesondere um 1950. V sovětské zemi [In sowjetischem Land] für Bariton, Chor und Orchester (Vítězslav Nezval, 1950) brachte ihm seitens der offiziellen ...